
Wenn langjährige Erfahrung auf Leidenschaft für Kunst und Küche trifft, dann kann nur was Gutes dabei rausschauen. Bereichterte der Salzburger Szenegastronom Stefan Brandtner schon in den vergangenen Jahren mit seinen kulinarischen Projekten die Gastronomie in Salzburg, so ist ihm mit seinem Restaurant “Brandtners Paradoxon” ein weiterer Geniestreich gelungen. In einer Villa in nostalgischem Gelb, zwischen Unipark und Mönchsberg, liegt ein außergewöhnliches Restaurant, das eigentlich gar keines sein möchte. Einen roten Faden? Gibt es nicht! Stattdessen wird der Kreativität und der Inspiration freier Lauf gelassen.
Offener Sichtbeton als Fußboden, puristische Glaswände am Eingang, Designerstühle, Edelstahl. Und an diesem besonderen Abend fühlt man sich fast, als hätte man ein Brett vor dem Kopf. Oder gleich mehrere. Tiefschwarz lackierte Latten zieren die Decke, ragen in barsche Stücke gebrochen mitten in den Raum, verdecken Fenster. Eine temporäre Installation, schließlich dienten die Räumlichkeiten zur Zeit dieses Projektes untertags dem Künstler Clemens Hollerer als Atelier für seine Kunstwerke “CastYourArt”. Abends, erzählt Brandtner, werden einfach Tische und Stühle hinein geschoben, et voilà – ein ungewöhnliches Ambiente erwartet neugierige Genießer.
Überhaupt ist hier alles anders und alles außer gewöhnlich. Eben paradox. Genau das wollte Brandtner mit diesem Konzept auch erreichen. Nach jahrelanger Erfahrung in der Gault Mileau Gastronomie wurde der Querdenker mit so genannter Pop-Up-Gastronomie berühmt: Für bestimmte Zeit wurde eine Räumlichkeit in ein Restaurant verwandelt, unkompliziert und ebenso schnell wieder weg, wie es da war. Der Erfolg und die Resonanz aus der Szene brachten Stefan Brandtner schließlich dazu, sich wieder seiner Leidenschaft zu widmen. Als wahre Gastronomiekunst kann das Werk des Meisters und seines Teams bezeichnet werden. Kellner gibt es übrigens keinen, das Küchenteam serviert, was es einen Augenblick zuvor gerade noch kunstvoll am Teller arrangiert hat.
Wer sich die Zeit nimmt und die schönen Seiten des Lebens in Brandtners Paradoxon zelebriert, erlebt einen unvergesslichen Abend. Jeder Aperitif, jede Flasche Bier und jede Zutat hat hier ihre Geschichte, und die will erzählt werden. So wie jene des Salzburger Bauernbrots aus über 60 Jahre altem Sauerteig. Oder allerlei Wissenswertes über das Bier der Brauerei Gusswerk.



Nicht zu schweigen von den herrlichen Genüssen, die die bewusst reduziert gehaltene Speisekarte bietet. Im kreativen Austausch mit dem Küchenchef wird sie regelmäßig komplett umgekrempelt. „Wer weiß, vielleicht servieren hier bald Japanisch? Oder grillen richtig geniale Burger, während daneben Motorräder zusammengeschraubt werden?“ Die Freiheit, die sich der eloquente Chef nimmt, ist ebenso ungewöhnlich wie erfrischend. Stillstand ist ihm zuwider, so soll der Gast vom wechselnden Interior und den kreativen neuen Gerichten immer wieder auf Neue überrascht werden. Die Individualität des Gastes wird im Paradoxon hoch gehalten. Wer möchte, erfreut sich zwischen den Gängen an allerlei Interessantem und philosophiert mit Brandtner und seinem Team über Gott und die Welt. Wer sich lieber von seinen Sinnen führen lässt, dem wird ohne Umschweife einfach unverschämt gutes Essen serviert. Wie zuhause fühlt man sich spätestens, nach dem ersten selbst gemischten Aperitif an der Gin Bar – ja richtig, man mixt sich seinen persönlichen Gin eigenhändig nach Lust und Laune. Der Wein kommt ebenso gerne glasweise an den Tisch, wie er sich im außergewöhnlichen Weinkeller Flasche an Flasche in eine großartige Auswahl reiht.
Es ist diese Kollage aus Design, Kochkunst und netter Gesellschaft, die einen Besuch in diesem Restaurant, das eigentlich keines sein möchte, zum einprägsamen Erlebnis werden lässt. Kurzum: Stefan Brandtner und seinem Team ist mit Brandtner`s Paradoxon unkonventioneller Genuss der Superlative gelungen.
Dienstag – Samstag
von 18:00 – 24:00 Uhr
© Fotocredits: Stefan Brandtner