
“Gibt’s da drin Spinnen?”, lautet meine wichtigste Frage gleich zu Beginn an Andrea Bernberger.
Andrea ist Mitglied der Höhlenrettung Salzburg. Gemeinsam mit Ida Treiber führt sie uns heute in die Naturschauhöhle “Feuchter Keller” in St. Koloman.
“Uns”, das sind Reinhard Lanner, verantwortlich für Digitale Medien & Online Marketing beim SalzburgerLand, und Sport-Eventmanagerin Karin Walkner.
Merke: Spinnen mögen keine Höhlen
“Höchstens im Eingangsbereich gibt es Spinnen. Und eventuell ein paar Fledermäuse. Aber im Inneren der Höhle gibt es gar keine Tiere”, erklärt mir die Höhlenretterin.
“Aber doch wohl hoffentlich schon einen Drachen?”, hake ich nach. “Nein, Drachen gibt es nur draußen, nie in Höhlen”, informiert mich Bernberger.
Das überzeugt mich nicht – nur, weil ihn offensichtlich noch keiner gefunden hat. Aber na gut. Jetzt stehen wir also da, wir drei Höhlenerforscher, in unseren roten Schutzoveralls, mit Handschuhen bekleidet, auf dem Kopf einen Kletterhelm mit Stirnlampe, um uns das erste Mal in unserem Leben gut einen Kilometer weit in 32 Meter Tiefe zu wagen.
Merke: “Höhlenmenschen” sind anders
Karin, Reinhard und ich haben eines gemeinsam: Wir hassen die Enge. Aber ab und zu sollte man sich seinen Ängsten stellen (… irgendwann werde ich also wohl auch mal eine Spinne streicheln müssen).
“Manchmal ist es schon mal so eng, dass du dich entscheiden musst, ob du mit dem Kopf oder mit den Armen voran in den Spalt kriechst”, erzählt Ina mit leuchtenden Augen, “einmal war es echt haarig, da bin ich stecken geblieben. Das war unheimlich, aber cool!”
Gut, dass sie von einer anderen Höhle spricht. “Nein, im “Feuchten Keller”, da ist es nicht so eng”, beruhigt uns Andrea.
Also nichts wie hinein ins Loch! Mitten in einer Wiese am Trattberg tut sich, verdeckt von Brombeer-Hecken (Mmmmmh!) der Eingang auf. Über eine Leiter klettert man, vorbei an einigen (Tier-?)Knochen, in die Tiefe, dann geht es hinein in die Dunkelheit.
Merke: Weichteile lassen sich immer verschieben
Und schon zu Beginn stellt sich heraus, dass feste Bergschuhe ein Muss sind. Der Untergrund ist holperig, steinig und rutschig. So richtig schnell kommt man nicht voran. Immer wieder wird es eng und man muss sich durch Spalten zwängen.
Aber klaustrophobisch eng wird es zum Glück wirklich nie. Der Schutzanzug macht sich bezahlt: Die Steine sind spitz und würden uns verletzen. Auch der Helm ist unumgänglich: Immer wieder stößt man sich irgendwo den Kopf.
“Mit welchem Bodymass-Index bleibt man hier stecken?”, frage ich die Höhlenexperten. “Weichteile kann man in alle Richtungen verschieben, nur Knochen nicht”, lautet die Antwort.
Merke: Ein kleiner Wurm kann etwas ganz Großes sein
Andrea und Ina erzählen uns von Bergmilch – einer speziellen Art von Calcitablagerung, die den Fels weiß erscheinen lässt – und Tropfsteinen. Plötzlich ein Aufschrei: “Da ist ein Wurm!”, schreit Ina. Tatsächlich: In einer Pfütze ringelt sich eine weiße Made.
“Das erste Lebewesen, das ich hier drin finde”, jubelt Ina, “wie klasse!” Auch Andrea freut sich über das weiße Getier, das sich vielleicht genau so über uns freut, weil es endlich einmal Gesellschaft hat. “Das arme Vieh: So ganz allein immer im Dunkeln”, bedauert Reinhard das Würmlein, das ich schnell fotografiere.
“Wir müssen ihm einen Namen geben!”, schmunzle ich: “Wahrscheinlich ist er der einzige seiner Art und war bislang noch unentdeckt.”
Schlussendlich einigen wir uns auf “Vermis Igor in cellam umidam”, was “Wurm Igor im feuchten Keller” heißt – keine Garantie auf grammatikalisch einwandfreies Latein, übrigens.
Merke: Ohne Licht bist du echt dran!
Und damit wir nachvollziehen können, wie Igor sich fühlt, schalten wir jetzt einmal alle unsere Stirnlampen aus. 100prozentiggewaltigtotalkrasse Dunkelheit. So etwas “sieht” man wo anders gar nie.
“Wenn dir in einer Höhle das Licht ausgeht, dann kommst du nicht mehr hinaus. Keine Chance!”, sagt Andrea. Wir glauben ihr. Da nützt es auch nichts, wenn man sein Handy dabei hat. Denn Empfang gibt es keinen. “Darum darf man niemals allein in eine Höhle gehen”, betont Ina.
Schnell das Licht wieder an und die letzten Meter bewältigt. Jetzt stehen wir da, am Ende des Ganges. Und da ist ein Riesenloch nach unten. Über 30 Meter ist es tief. “Da drin wohnt der Drache”, stelle ich fest. Und solange mir keiner das Gegenteil beweist, bleibe ich davon überzeugt.
Merke: Höhle macht lustig
Retour geht es schon viel geschmeidiger. Wir haben uns schon ein wenig daran gewöhnt, wohin wir die Füße setzen müssen und wie man am besten durch enge Spalten kriecht. Also blödeln wir herum, spielen Tarzan und Jane und führen uns auf wie Kinder auf einem Abenteuer-Spielplatz.
“So geht es uns auch immer”, erklärt Andrea: “Das ist das Tolle an Höhlen. Der Spieltrieb erwacht.”

“In einer Höhle wird man wieder zum Kind”, sagen mir die Höhlenexpertinnen – und ich merke, sie haben recht.
Und dann geht es wieder hinaus, das Licht blendet uns und das Grün der Wiesen und Blätter erscheint uns unglaublich grell. Schön ist sie, unsere Natur – drinnen wie draußen.
Merke: Die Termine
Wer jetzt Lust bekommen hat, mit den Salzburger Höhlenrettern die Schauhöhle “Feuchter Keller” in St. Koloman zu besuchen, der meldet sich bei Andrea Bernberger unter Tel. 0043 650 6970402 oder a.bernberger@gmail.com oder in der Wimmeralm am Trattberg: Tel. 0043 6241 239
Mehr Infos auf www.hoehlenrettung.at
>> Führungsbetrieb:
Juni bis Oktober – jeweils Samstag, Sonntag und an Feiertagen, zwischen 10.00 und 14.00 Uhr; auf Wunsch auch um 17.00 Uhr;
wochentags: nach Vereinbarung.
Die Führungen starten von der Wimmer Alm am Tratterg in St. Koloman: wimmeralm.at
Eine Führung dauert circa 2 Stunden. Die Ausrüstung bekommt man vor Ort. Gute Bergschuhe mitnehmen!
Kosten: Erwachsene: 23 Euro / Kinder: 14 Euro (es gibt Familien- und Gruppenermäßigungen)

























