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Heiße Flammen und ein Temperamentsbündel beherrschen das Schwaigerlehen in Stuhlfelden: das Feuer unter dem Dreifuß und die Herrin dieses Reichs, Theresia Bacher. Wie ein Wirbelwind fegt sie durch das uralte Haus und über die knarrenden Stiegen hinauf zu den wohlig warmen Gästezimmern. Ein jedes wird mit einem Kachelofen beheizt. „Sobald es knistert, wird gekuschelt“, bestimmt Thresi resolut vor dem „Hochzeitszimmer“. Dort hängt das Hebammendiplom ihrer Großmutter von 1928. Soll das ein Anstoß für junge Pärchen sein? Thresi blickt verheißungsvoll, eilt aber schnurstracks und kommentarlos die Stufen hinunter ins schön geschmückte Vorhaus. Dort riecht es nach Glühwein und Tannennadeln. Aus der Ecke grüßt ein ausgestopfter Ziegenbock. Das Urige zieht sich durch das gesamte Haus – und die Gäste magisch an. Schon Thresis Mutter hat mit viel Liebe zum Detail dieses Haus aus dem 15. Jahrhundert renoviert. In den 1980er-Jahren übernahm es die Tochter und machte daraus mit ihrem Mann Fritz ein Schmuckstück.
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Bei Theresia Bacher in ihrem Schwaigerlehen in Stuhlfelden – eines der Zimmer. Bild: Walter Schweinöster
So vieles gäbe es über das Lehen und seine Bewohner zu erzählen, Thresi sprudelt geradezu über vor Geschichten. Aber über ihre Besucher plaudert sie nicht aus dem Nähkästchen. Manche sollen sich sogar mit Privatjets zu ihr einfliegen lassen. Ob sie nun aus Österreich, Amerika, Korea oder Bali kommen – „Ich mag sie alle gleich gern“, sagt sie und rüstet sich für das Highlight des Abends – das Kochen auf der offenen Herdstelle. Da hat schon Urgroßmutter Theresia Steger das Kommando mit starker Hand geführt. Die gusseisernen Pfannen zu heben ist Schwerstarbeit. Das Feuer fordert höchste Konzentration. Die Gäste blicken gebannt auf das Schauspiel von Flammen, Küchendunst und Köchin. „Besser als jeder Film“, sagt sie, und ihre Wangen glühen. Die fangfrischen Forellen hat sie mit Meersalz, Knoblauch und Krauseminze eingerieben. Jetzt brät sie die Fische mit einigen Büscheln Zitronenmelisse. Die kernigen Erdäpfel – ebenso aus eigenem Anbau wie die Kräuter – werden gedämpft und in Butter geschwenkt.
Währenddessen serviert ihre Küchenbrigade Eierschwammerllaibchen, Frischkäse auf Salat und Kürbiscremesuppe. Hollersaft und Wermutwein werden aufgetragen. Dass alles vom Hausgarten, der Familienalm, und auch sonst aus der Region kommt, ist ein Muss im Schwaigerlehen. Hier lädt man bei Geburtstagen, Hochzeiten, Taufen, Firmenfeiern bis zu 60 Gäste zu mehrgängigen Menüs. Die Thresi versteht sich auch vorzüglich auf Pinzgauer Kost. Ihr Moosbeermus oder die Rachnudeln, eine Köstlichkeit aus Germteig mit Marmeladefüllung, sind ein Geheimtipp. Der „Falstaff Restaurantguide“ zeichnete sie heuer mit einer Gabel aus.
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Theresia Bacher bedankt sich bei all ihren Gästen: Für Euch zu kochen ist ein Gedicht! Theresia Bacher in ihrem Schwaigerlehen in Stuhlfelden – an der offenen Kochstelle Bild: Walter Schweinöster
Die Hauptspeise ist nun serviert. „Köstlich, aber viel zu viel“, tönt es unter dem dunklen Gewölbe. Da hilft ein Stamperl Preiselbeerschnaps. Als Nachspeise gibt es Apfelstrudelmit Vanillesauce. Und natürlich „vü Gaudi“ mit der Wirtin, weil das Leben eh nicht immer lustig ist. Die Thresi wurde schon als „Gesamtkunstwerk“ bezeichnet. Bei dieser Vorstellung lacht dieses Energiebündel aus vollem Hals und ruft: „Do legst di nieda!“
MEINE KÜCHE VON CHRISTINE SCHWEINÖSTER